Pressespiegel

Berliner Morgenpost:

Von Mumien und versunkenen Städten: Magische Orte in der Mark

 

Ein mumifizierter Ritter, eine versunkene Stadt. Unterirdische Gänge, geheimnisvolle Gräber und Kultstätten. Manches davon findet sich direkt vor der Haustür der Berliner, und es braucht keinen Nachtausflug in den Wald, um sich zu gruseln. Und zumindest ein bißchen an Geister zu glauben. Die Mark ist voller mystischer Orte - von Kultplätzen über Siedlungen vorchristlicher Zeit bis hin zu Grabstätten und Wallfahrtsorten.

Sagen und Märchen zeugen davon, dass diese Orte auch früher schon etwas Geheimnis­volles umgab. Wer sie besuchen will, diese Plätze, findet im Erlebnisführer "Mystische Orte in Brandenburg" exakte Beschreibungen für Radtouren, Wanderungen und Ausflüge mit dem Auto.

Zum Königsgrab in Seddin bei Pritzwalk geht es, zu den jahrhunderte­alten Eichen am Byttnahain bei Straupitz, zur Dominsel in Brandenburg/Havel, von der ein unterirdischer Gang zum Marienberg geführt haben soll - und von dem erzählt wird, dass ein Mutiger ihn hinabstieg und nie wieder gesehen wurde. Zum versteinerten Eichenstumpf, der in einer Stufe vor dem Altar der Klosterkirche Lehnin eingelassen ist. Und - natürlich - zur Mumie des Ritters Kahlebutz in Kampehl. Der soll, so geht die Sage, einen Schäfer erschlagen haben, weil dessen Verlobte ihm das "Recht der ersten Nacht" verwehrt hatte. Im Prozess schwor der Ritter: "Wenn ich doch der Mörder war, soll mein Leib nicht verwesen." Tatsächlich verwest Kahlebutz nicht. Seine Mumie gruselt die Besucher in der Kampehler Wehrkirche. Dazu soll er spuken, was den Ort noch verlockender macht.

Aufgelockert wird das Buch durch Sagen, geschichtliche Hintergründe und viele Fotos. Karten mit Routen­beschreibungen, Adressen und Öffnungs­zeiten machen es zum nützlichen Begleiter zu den magischen Orten der Mark.

Sb

 

Berliner Zeitung:

Die Mark - mal mystisch

Ein "Stonehenge" hat das Umland Berlins nicht zu bieten -
Kultorte und geheimnisvolle Stellen schon

 

Drei Köpfe soll Triglav gehabt haben - jener göttliche Herrscher über Himmel, Erde und Unterwelt, dem angeblich einst die Slawen auf dem Harlungerberg von Brandenburg/Havel gehuldigt haben. Eine Holzfigur des Gottes stand vor gut 1000 Jahren auf der Anhöhe über der Stadt, die heute Marienberg heißt. Der neue Name rührt von einer Kirche her, die die christlichen Herrscher nach ihrem Sieg über die Slawen dort einst errichteten. In der 1150 n. Chr. gebauten Marienkirche stand auch lange jene Triglav-Statue - bis später die Dänen sie raubten.

Die Kirche am Ort des einstigen Slawenheiligtums entwickelte sich zum gut besuchten Wallfahrtsort - bis zur Reformation. Dann war Schluss mit dem Pilgerstrom, weshalb Friedrich Wilhelm I. sie abreißen ließ. Wieder knapp zweihundert Jahre später wurde auf dem Berg die Bismarckwarte errichtet - ein Turm aus Granit und Klinker, den die "getreuen Brandenburger ihrem Bismarck" (so die Inschrift) widmeten. Doch auch der hatte keinen Bestand: zu DDR-Zeiten, 1958, flog Bismarcks Büste raus und eine Friedenstaube rein. Den neuen Namen "Friedenswarte" nahm der Volksmund nicht an. Auch nicht nachdem man des steinerne Monument 1974 gesprengt und dort einen futuristischen Aussichtsturm gebaut hatte.

Dieser Orte und seine Wandlungen faszinierten den Berliner Autor Klaus Füsser bei seinen Recherchen für das soeben erschienene Buch "Mystische Orte in Brandenburg" besonders - weil er zeigt, wie neue Herrscher die Kultplätze ihrer Vorgänger besetzten. Doch der Marienberg ist nur einer von guten einem Dutzend Stellen, die Füsser in seinem Buch als mystisch beschreibt. "Für mich sind das Stellen, die geheimnisumwittert sind, mich wohlig schaudern oder eine Verbindung zum Göttlichen spüren lassen", sagt der 50-Jährige.

So kommt es, dass er in seinem Buch - im Gegensatz zu anderen Reiseführern dieser Art, die sich hauptsächlich auf alte Sagen stützen - auch recht profane Orte wie den Potsdamer Telegrafenberg erwähnt. Aber natürlich mangelt es auch in Füssers Buch nicht an Sagen - zum Beispiel über jene Stadt, die im Parsteiner See (Uckermark) versunken sein soll. Oder jener vom Kloster Lehnin, das Otto I. an der Stelle bauen ließ, an der ihm zuvor im Traum der Teufel in Gestalt einer Hirschkuh (slawisch Lehnije) erschienen war, und vor dem ihn die Jungfrau Maria rettete... (ost.)

 

Märkische Allgemeine Zeitung, Zossener Rundschau:

Mystische Orte und Störche

Vorgestellt: Zwei Neuerscheinungen aus dem Klaras-Verlag Berlin

 

BERLIN. Der Titel macht neugierig: "Mystische Orte in Brandenburg". Der altein­gesessene Brandenburger wird erstaunt und durchaus skeptisch fragen, wo es in diesem kargen, über Jahrhunderte von Nüchternheit und Rationalität regierten Lande mystische Orte geben möge.

Der Autor Klaus Füsser weiß sie dennoch zu finden und schrieb darüber einen Erlebnisführer in der gleichnamigen Reihe des Klaras-Verlags Berlin. Er hat dabei garantiert seine Helfer in den beiden jungen Verlegern, Bettina und Carsten Rasmus gehabt, die in bewährter Gründlichkeit und mit kartographischer Zuverlässigkeit die Wander- und Fahrrouten ausarbeiteten.

Was aber sind nun nach Karl Füssers Ansicht mystische Orte? Man tut gut daran, das Vorwort zu lesen, bevor man sich dem Büchlein anvertraut. Mystisch hat etwas mit "Lust auf ein wohliges Schauern" zu tun. Damit will der Autor den Leser locken. Mystik habe aber auch etwas mit "Verhalten zu tun, das dem Menschen eine unmittelbare Erfahrung des Göttlichen ermöglicht".

 

Marienberg - heiliger Ort und Friedenswarte

 

Mystische Orte sind Kultplätze, beginnend bei Naturreligionen bis hin zu weltlichen Umwidmungen. Als prägnantestes Beispiel steht der Marienberg in Brandenburg, zuerst heiliger Ort des slawischen Kriegsgottes Triglav, dann Standort einer christlichen Kirche, danach symbolträchtiger Gedenkort preußischer Herrlichkeit mit einem Bismarckturm und zu DDR-Zeiten eine Friedenswarte, die nicht abgewickelt wurde.

Wo findet der Autor mystische Orte in Brandenburg? Er beginnt mit einem Besuch im Märkischen Museum in Berlin, um insbesondere die Geschichte der Mark anschaulich erleben zu lassen. Klaus Füsser gelingt es, auf drei Seiten im A-5-Format die Geschichte Brandenburgs aufzublättern. Die vorgeschlagenen Touren sind historisch sortiert. Den Auftakt bilden vorgeschichtliche Gräber wie das Königsgrab von Seddin und das Hünengrab in Mellen. Dann geht es weiter zu Burgen und Stätten der Naturverehrung. Die vor kurzem der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Slawenburg in Raddusch und der Byttna-Hain im Spreewald stehen dafür.

Dass auf der Reise zu mystischen Orten auch andere Sehenswürdigkeiten, vom Bismarckturm bis zur Schinkelkirche, mitgenommen werden, ist verständlich. Denn es ist eben ein bisschen mager mit der Mystik im Brandenburgischen.

Wir wandern durch die Stadt Brandenburg, besuchen die Wunderblutkirche in Bad Wilsnack, sind in den Klöstern Heiligengrabe, Chorin und Lehnin, besuchen natürlich Ritter Kahlbutz (bei Füsser Kahlebutz), stehen auf dem Friedhof neben Schinkels Kirche in Großbeeren, verschaffen uns Eintritt zum Gelände im Einstein-Turm, und werden verabschiedet mit einem Exkurs über ökologische Landwirtschaft.

Jeder Abschnitt beginnt mit den unentbehrlichen, aber nur zusammen mit der Karte zu lesenden Hinweisen, wie man mit Bahn, Auto, per Rad oder zu Fuß an den Ort der Mystik kommt. Dem folgt eine Einstimmung, die einen berechtigt ermahnenden Ton nicht leugnet, sich dem Ort entsprechend zu nähern. Vereinzelt taucht ein Erlebnisbericht des Autors mit Fontanischem Wander-Ehrgeiz auf. Man weiß nicht so recht, was man damit anfangen soll. Oder sind das nur Fragmente eines nicht realisierten Buches?

 

Historischer Magnetismus

 

Was ist das Fazit? Wir lernen einige geschichtsträchtige Orte kennen, lassen uns alte Sagen erzählen und fühlen uns mehr oder weniger angetan von den erwanderten Orten, die, so wäre der Autor zu interpretieren, Geschichte in sich aufgesogen haben und so eine Art historischen Magnetismus besitzen. "Bleiben Sie an den Orten, an denen Sie sich wohlfühlen, harren Sie aber nicht dort aus, wo Sie Unangenehmes spüren", so die energische Mahnung des Autors. Das aber reibt sich mit dem historischen Anspruch des Buches. Sollen wir Orte fliehen, wo uns Geschichte nicht behagt? Tragen nicht gerade "unangenehme" Orte mehr zu historischer und persönlicher Erkenntnis bei als seliges Wohlbefinden?

 

Da lob ich mir doch die Sachlichkeit des Titels "Störche in Brandenburg" von Bettina und Carsten Rasmus. Hier findet der Storchenfreund jedes Storchennest zwischen Elbtalaue und Oderbruch, zwischen Spreewald und uckermärkischen Seen, dazu nahezu erschöpfend alles über den Storch vom Storchenkalender bis zur Storchenfotografie.

Aber er - und das geht nicht nur den Storchenfan an - erfährt noch anderes, nämlich Hinweise auf Wander- und Radfahrwege, die wie beispielsweise im Gebiet zwischen Großbeeren und Rangsdorf, Zossen und Mittenwalde kaum in einem Wanderführer zu finden sind und doch mehr von der "gewöhnlichen" märkischen Landschaft erleben lassen als auf manchem immer wieder angepriesenen Touristen­pflichtpfad.

Arno Neumann

 

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